Rumpelwald (Gast) - 4. Aug, 17:15

Liebe Sadiiebettkaputtmacherin,
oh... ich war jeden Tag bei dir. Weisst ja. Aber ich konnte nichts mehr hinterlassen. Bin aber immer bei dir!

Das bist du wirklich: Eine Freundin!
Echt, so wenig ich dich kenne, sosehr schätze ich dich genauso ein!
Es ist wirklich toll dass du bei ihr bist!!!!!!!!!!!!!!!!!! Dich muss man einfach ans Herz drücken!
Und ich wünsche den Mann deiner Freundin ganz doll gute Besserung, denn solch ein Durchbruch ist superübel. Zu spät erkannt... dann... dann... du weißt schon... (Ich wills nicht ausschreiben)

Kann ja hier immer nicht so erzählen...
Aber wenn du wieder da bist und Lust auf ein Rumpelgespräch hast ;)

Hab dich gern!
Rumpelgrüße zu den Rimpelgrüßen stelle *lach*

Sadiie - 5. Aug, 15:35

Lieber Rimpelrumpel ;-)

Schau, da bin ich schon wieder kurz. Der Mann meiner Freundin wird so wie es aussieht Donnerstag entlassen.
Ihm gehts schon wieder recht gut. Er raucht schon wieder ein paar Zigarettchen und darf ein paar Zwieback am Tag essen seit gestern. Der arme Kerl hatte solch einen Hunger und alles, was er bis dahin bekam, war 1 Tasse Tee am Tag.

Ich bin froh, dass ich ihr helfen kann und sie nicht in die Psychiatrie zurück musste. Wir kriegen das zu zweit irgendwie hin :-)
Allerdings macht mich die Tatsache, dass ich da bin auch recht nachdenklich.
Zum Beispiel denke ich gerade darüber nach, ob ich meine eigenen Grenzen gerade beachte oder nicht. Ehrlich gesagt hab ich gerade keine Ahnung, wo sie überhaupt sind.
Ich kann mitunter recht schwer damit umgehen, 24 Stunden mit ein und derselben Person am Stück zusammen sein. Oft fühle ich mich recht schnell eingeengt und wünsche mir, auszubrechen.
ISt da bis jetzt noch nicht so gewesen und dass obwohl es wirklich wirklich anstrengend ist, dort zu sein, weil es ihr immer wieder nicht gut geht.
Sie steht jeden Morgen um sechs Uhr auf, weil sie um die Zeit von allein wach wird und nicht weiter schlafen kann, weil sie vor Unruhe nicht weiß, wohin.
Also steht sie auf, macht sich fertig und zieht sich an - und dann weckt sie mich, weil sie es kaum mehr aushält, dort alleine zu sitzen. Heute morgen auch. Um halb sieben. Dann spring ich aus dem Bett und setze mich halbwach dazu. Während ich wach werde versucht sie sich ihr Frühstück reinzuwürgen. Dannn - endlich wach - ziehe ich mich an und wir fahren erstmal eine oder zwei Runden im Kreis mit dem Auto durch den Stadtteil, damit sie ein bisschen raus kommt (was sie alleine nicht kann) und abgelenkt ist und sich so langsam wieder beruhigt. ISt das der Fall, können wir ganz schnell einkaufen gehen. Ich muss so nah wie's geht am Eingang vom Geschäft parken, weil sie weite Strecken nicht gehen kann ohne Panik zu kriegen. Einkaufen muss dann recht schnell gehen. Wir gehen aber nur zusammen rein, wenns nicht so voll ist, sonst gehe ich alleine rein.
Dann fahren wir nach Hause und kriegen den Tag irgendwie rum, wobei der Fernseher laufen muss, damit es nicht so still ist.
Im Laufe des Tages bring ich sie zum Krankenhaus. Wieder das Parkplatzproblem... dann bringe ich sie bis ins Zimmer in der dritten Etage, weil im KH so schlechte Luft ist und man auch Aufzug fahren muss, bevor sie alleine Angst hat.
Dann fahr ich meist kurz nach Hause und hol sie nach 2 Stundne wieder ab. Länger kann sie nicht da bleiben, weil es so anstrengend für sie ist. Wieder nach Hause, noch mehr Tag totschlagen. Abends noch mal eine Runde Auto fahren, Zeit totschlagen und gegen 11 ins Bett, das wir uns teilen.

Verstehst du, was ich meine? Da ist kaum Freiraum für mich, den ich eigentlich in einem gewissen Maß brauche, und es ist sauanstrengend, aber trotzdem geht es mir (bis auf heute, aber das hat anderen Grund) relativ gut.
Und da frag ich mich: Geht es mir wirklich so gut und macht es mir nichts aus, oder hab ich meine Grenzen niedergerannt, ohne es zu merken und bin meilenweit von mir selbst entfernt, weil ich gerade für sie und mich stark sein muss? Werde ich zusammenbrechen, wenn das vorbei ist? Und noch so vieles mehr, aber das würd ich dir auch lieber ins Öhrchen sagen und nicht hier schreiben...

Du siehst: Ich würde mich auf ein Rumpelgespräch sehr freuen. Besonders aber um zu hören, wie es dir so ergeht im Moment! MAn kann so schelcht zwischen den Zeilen lesen... ;-)

Übrigens, was ich bei der ganzen KH-Geschichte richtig erfreulich finde:
Meine Freundin hat erkannt, dass es so nicht weitergehen kann und dass sie so lange an sich arbeiten muss, bis sie wieder alleine klar kommt.
Das freut mich sehr! Sie hat unsere volle Unterstützung bei dem Kampf, aber dass sie diejenige ist, die kämpfen muss, hat sie gesehen. Sie wird es schaffen! Und ich auch!

So, jetzt hab ich dir genug Wörter um die Ohren gehauen ;-)

Ich wünsche dir einen wunderschönen Resttag und vielleicht lesen wir uns ja morgen wieder! Und ab spätestens übermorgen kann man ein Rumpelgespräch einplanen :-) Freu ich mich drauf!!

Rimpelrumpelsadiegrüße an dich :-)
Sun-ray - 5. Aug, 23:27

so gutmenschig löblich von dir beschriebenes klingt,
wage ich jetzt trotzdem mal lebensnahe frage:
wieso tust du das alles?
ich könnt derlei nicht ohne eigenverlust
(und schätze, dass ich um einiges stabiler bin als du).
noch dazu würd ich den sinn nicht sehen.
aber vielleicht siehst du ja mehr als ich schaf?
Sadiie - 10. Aug, 00:50

Liebe Sun-ray,

ich gestehe, dass ich mich in den letzten Tagen an eine Antwort nicht wirklich ran getraut habe.
Immer wieder hab ich nach den Worten gesucht, die deine Frage treffend beantworten können, aber ich fürchte, so wirklich gefunden hab ich sie immer noch nicht.

Eigentlich war das alles so gar nicht geplant gewesen.
Erst bin ich nur hingefahren, um sie und ihren Mann zum Krankenhaus zu bringen.
Als dann klar war, dass er operiert wird, hab ich sie tränengebadet nach Hause gefahren und natürlich bin ich dann noch mit hoch.
Der Tag ging vorbei, der Abend kam und sie war alles, aber nicht in der Verfassung, allein zu sein.
Also blieb ich. Erst nur eine Nacht.
Dann die zweite.
Äußere Umstände, die ich hier nicht näher erwähnen will, weil es nicht meine sind, ließen mich dann neue Sachen von zu Hause holen und die nächsten Nächte auch noch bleiben.

Wir haben damals mal darüber gesprochen, dass man niemandem etwas abnehmen kann und soll, weil es sein Ding ist. Und darüber hab ich lange nachgedacht.
Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich ihr nichts abgenommen habe.

Es war eine schwere Zeit für sie, in der sie viel mit sich und anderen Dingen zu kämpfen hatte. Zwar stand ich ihr begleitend zur Seite, aber gekämpft hat sie an diesen Fronten alleine. Diese Fronten waren in diesem Moment vorrangig, so dass die Angst vor allem anderen zwar da war, ich aber in dieser Situation nichts falsches darin sah, ihr über diese hinweg zu helfen.
Davon ab war das ja auch nur bedingt möglich, weil ich eben Jenny bin und nicht ihr Mann.

Viel wichtiger war mir aber Folgendes:
Von Anfang an hat sie daran gezweifelt, dass sie stark genug ist, diese Tage zu überstehen. Sie begann über stationären Aufenthalt nachzudenken und ich wollte, dass sie die Stärke erkennt, die sie in sich hat, auch wenn sie sie gerade nicht sehen konnte.
Ein "Du WIRST das schaffen" ließ sie den Kopf schütteln und ein tränenersticktes "Nein" hervorpressen.
Verstehst du, ich wollte, dass sie sieht, wozu sie alles im Stande ist, auch wenn es sie sau viel Kraft kostet und echt schwer ist. Auch dafür war es gut, dass ich nur Jenny und nicht ihr Mann war, denn es war nicht Schema F, weil ganz anders. Und da kamen meine eigenen Schwierigkeiten ganz gelegen. Ich hasse es zum Beispiel an Haupstraßen zu parken und nehme daher immer irgendeine Parklücke an der Hauptstraße - Hauptsache drin. Hieß dann aber auch, dass der Laden oder das Krankenhaus mal ein paar Meter weiter weg war als sonst.
Oder morgens... ich brauche immer einige Zeit, bis ich einigermaßen wach und ansprechbar bin. Zwar stand ich etwa eine Dreiviertelstunde nach ihr auf, aber deswegen war ich noch lange nicht in der Lage, mit dem Auto durch die Gegend zu fahren...
Verstehst du, alles was geschah, war ein Kompromiss und keineswegs ein... mir fällt das Wort grad nicht ein.

Es war gut, dass ich da war, aber sie hatte auch ein richtig schlechtes Gewissen deshalb. Sprich: Sie versucht mehr als vorher, irgendwas zu ändern weil sie sich vorkommt wie ein unselbstständiges Kind, dass alleine nichts gebacken bekommt. Das hat sie zwar vorher schon gemerkt, aber jetzt erst gespürt, was es wirklich heißt.

Ende vom Lied: Sie hat die Tage überstanden, bemerkt dass sie nicht so schwach ist, wie sie dachte, war Donnerstag alleine einkaufen und Freitag alleine auf dem Markt.
Es ist immer noch schwer für sie, aber sie gibt sich große Mühe etwas zu ändern. Und ich bin unglaublich stolz auf sie!

Klar, Eigenverlust ist wichtiges Wort. Ich erhole mich immer noch von den Tagen. Schlafe super viel, verarbeite und bin gerade viel für mich alleine, weil ich das nach diesen Tagen brauche. Aber es war von Anfang an klar, dass sich meine Akkus wieder auffüllen werden und darum war es mir egal, wie anstrengend das wird.
War davon ab auch für mich eine Erfahrung. Ich habe mir ganz bewusst dabei zugesehen um den Punkt zu erkennen, wo es für mich wirklich schwer wird. Das war am vorletzten Tag der Fall. Aber auch ich hab in vielerlei Hinsicht etwas von der ganzen Sache gelernt. Ich habe mich ein Stück besser kennenlernen können, habe etwas über Grenzen gelernt und über meine eigene Kraft. Über unter-Strom-stehen und danach wieder zu Ruhe kommen. Über mein eigenes Wahrnehmen und empfinden und dessen Wahrheit oder Nichtwahrheit. Dass ich über mich immer noch viel zu hart urteile, während ich anderen viel mehr nachsehe.

Harte Tage, aber wichtige und irgendwie gute Tage. Für beide.

Übrigens, was ganz anderes: Ich bin vorübergehend reich. Amt hat knapp 500 Euro nachgezahlt... vielleicht kriegen wirs ja wirklich demnächst noch mal hin?!

Gute-Nacht-Gruß an dich und ein Drückerchen :-)

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