Freitag, 7. Dezember 2007

Nikolaus 1991

Mein erstes eigenes Haustier (den Wellensittich kann man nicht wirklich mitzählen finde ich...) bekam ich mit sieben Jahren.
Wir hatten unser damaliges Pferd, Danina - eine Traberstute, in Oberscholven an einem Hof stehen. Damals gab es dort außer uns nur etwa fünf weitere Einstaller. Heute ist es ein riesiger Betrieb mit 30 Pferden oder mehr und Reithalle und allem Drum und Dran.
Die Bauern dort hatten vier Söhne. Chrisi, Alex, Basti und Tobi. Chrisi war der älteste, Alex der zweite, Basti war in meinem Alter und Tobi war vor kurzem erst geboren worden.

Alex und Basti bekamen damals jeder ein Kaninchen, das konnte dort im Stall wohnen, wo noch alte Käfige an der Wand standen. Der Stall war dunkel und die Käfige sehr klein.
Sooo gerne wollte ich auch ein Kaninchen und flehte und bettelte meine Mutter an. Sie gab irgendwann entnervt auf und sagte, ich müsste meinen Vater erst fragen und außerdem musste das Kaninchen dann wie die von Basti und Alex dort im Stall wohnen. Dann würde er vielleicht ja sagen.

"Papa, ich möchte auch ein Kaninchen...."

Natürlich war er dagegen und heulend und schmollend verkroch ich mich in meinem Zimmer.
Meine Mutter kam herein und fragte mich, ob ich meinem Vater denn nicht gesagt hätte, wo das Kaninchen bleiben sollte?!
Hatte ich nicht, kam ich doch gar nicht zu.

Noch mal gefragt, großes Gebettel und - juhuuu - irgendwann stimmte er zu. Aber, betonte er noch mal, unter der Bedingung, dass es wirklich dort am Stall bliebe. Hoch und heilig hab ich es ihm versprochen.

Die Kaninchen von Basti und Alex kamen von einer Shell-Tankstelle in Hassel. Eine Mitarbeiterin hatte einen Wurf Junge und verschenkte diese da.

So fuhr ich also überglücklich mit meinen Eltern zu dieser Tankstelle. Zwei Kaninchen waren noch da. Ein schwarzes und ein weißes hoppelten noch durch den Karton.

Ich griff hinein. Sofort wich das Schwarze scheu zurück, das Weiße schnüffelte neugierig an meiner Hand. Das wollte ich haben. Das winzige weiße Kaninchen mit den rosa Öhrchen, der rosa Nase und den blauen Augen.

Gesagt getan, das Kaninchen war nun meins und überglücklich saß ich mit ihm im Karton im Auto.
Da begann mein Vater zu sprechen und ich glaubte, meinen Ohren nicht mehr recht trauen zu können. Hatte ich da richtig gehört??

Mein Vater am Steuer sagte doch allen Ernstes so was wie "Och, das kleine Kaninchen kann doch da nicht im Stall bleiben..."
Wer hätte das gedacht, dass meine Eltern am selben Tag noch loszugen um einen Kaninchenkäfig zu besorgen. Und dann noch, dass es mein Daddy war, der da die Initiative ergriffen hatte.

So zog mein erstes Kaninchen also zu mir ins Zimmer. Ich war mit ihm schon zu Hause, es saß immer noch in dem Karton, auf einem kaputten, lila gestreiften Hemd meines Vaters und macht hin und wieder Männchen.

Meine Eltern kamen mit einem weißen Kaninchenkäfig und Streu und Heu und Futter nach Hause und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir abends zu dritt vor dem Käfig lagen und dem Kaninchen belustigt dabei zusahen, wie eifrig und niedlich es da sein Heu mümmelte.

Ein Name für das Kaninchen war schnell gefunden, Sammi hieß es ab sofort. Im Laufe der Zeit wurde daraus aber Sam oder auch Sam-Buck-Tuck...

Du lieber Himmel war ich glücklich!

Meine Eltern schärften mir ein, dass ich nun für das Tier verantwortlich sei. Das hieß für mich: Jeden Tag füttern, jeden Tag Sam laufen lassen, jeden zweiten Tag den Käfig sauber machen. Das tat ich natürlich. Mal mit mehr, mal mit weniger Freude schrubbte ich alle zwei Tage den Käfig, klar. Als Kind hat man einfach noch keine Vorstellung davon, was es heißt, für ein Tier verantwortlich zu sein. Aber ich erfüllte meine Aufgaben immer.

Damals lagen in meinem Zimmer (ich war ja schließlich erst 7) noch vier Bälle rum und mein Sam liebte es, die Bälle wie ein kleiner Seehund mit der Nase zu stupsen. Immer im Kreis schubste er sie. Und er grunzte dabei, es war zu komisch.

Irgendwann stellten wir fest, dass Sammi gar kein er war sondern eine sie, aber das war ja egal. Der Name blieb trotz allem.

Als 1993 meine Mutter mit meinem Bruder schwanger war, mussten wir alle Tiere, die wir in der Wohnung hatten abgeben, weil sie diese bestimmte Allergie hatte, während der Schwangerschaft.

Die Vögel Coco (der Nymphensittich meines Vaters) und Rocky (mein Wellensittich) kamen zu Oliver nach Hause. Oliver war jemand, der dort in Resse, wo unser (neues) Pferd (ein Traberwallach namens Zisko) mittlerweile stand, immer am Stall war. Keine Ahnung mehr warum er dort war, ein Pferd hatte er jedenfalls nicht... ich glaube einen Hund oder so.

Und mein Sam kam zu Zulle (Petra), die dort am Stall in ihrem abgeteilten Bereich neben den Hunden und Frettchen auch Zwergkaninchen hielt.

Kein halbes Jahr später war mein Kaninchen tot. Petra wollte es zwar decken lassen, aber hatte nicht bemerkt, dass ihr Männchen in éinem unbeobachteten Moment längst ein kleines Schäferstündchen mit meinem Ninchen hatte ergo wusste auch niemand von der Trächtigkeit.
Die Jungen starben noch bevor sie auf die Welt kamen und durch die Gifte starb dann auch mein Kaninchen auf Zulles Arm, nachdem es noch ein totes Junges auf die Welt bringen konnte...

Man kann sich vorstellen, wie untröstlich ich war.
Sam war zwar damals nicht mehr mein Kaninchen aber nichtsdestotrotz hab ich es damals jeden Tag besucht... ich habe lange und viel geweint, sogar ein kleines Gedicht geschrieben im zarten Alter von 9 Jahren. Und jeden Abend im Bett stellte ich mir vor, es gäbe einen "Herr der Nagetiere" (abgeleitet von der Kurzgeschichte aus der Wendy damals, die da hieß "Der Herr der Pferde"), wo mein Ninchen nun alles hatte, was es sich wünschen konnte. Und wenn ich mich ganz fest anstrengte, glaubte ich zu spüren, es liegt in meinem Arm und ich schlief zufrieden ein.

Der Strusel, eines der beiden Ninchen, die ich jetzt habe, sieht genau so aus, wie mein Sam damals. Aber Strusel ist noch durchgenallter, der alte Rabauke!

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