Ich dachte nach den ganzen letzten Wochen, noch beschissener könnte es mir nicht gehen, aber als hätte ich es herausgefordert, wurde ich heute eines Besseren belehrt... - Dieser Tag war beschissener als alle anderen zusammen. Es fing schon gestern Abend an und zog sich über heute bis irgendwann.
Eben kam ich aus Münster heim und ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass da nix mehr ist mit Fassade. Zur Abwechslung seh ich mal so beschissen aus, wie ich mich fühle. Eine leichenblasse Jenny starrte mir entgegen, mit roter Nase und mit verquollenen, toten Augen, die heute und gestern Abend mehr geweint haben, als ich mir je vorstellen konnte... Nacht, Morgen, Tag, Abend und die nächste Nacht steht mir bevor.
Ich will heute nichts anderes mehr, als mir die doppelte Dröhnung Taxilan in den Rachen schieben, vergessenvergessenvergessen, wie tot ins Bett fallen und schlafenschlafenschlafen. Wenn ich könnte, würde ich mein komplettes Leben verschlafen.
Und als wär das alles, was mir eh schon über den Kopf wächst, nicht genug, dissoziiere ich schon den ganzen Tag über lustig vor mich hin - heute Morgen in der ATW, heute Mittag in Münster in der Skillgruppe, heute Nachmittag, heute Abend... über drei Stunden traute ich mich nicht, in mein Auto zu steigen und von Münster nach Hause zu fahren. Einmal weil ich mich wie gelähmt fühlte und weil ich Angst hatte, in so einen Zustand auf der Autobahn zu geraten.
Ich dachte, ich käme vorwärts mit den ganzen Therapien, aber das war ein Trugschluss. Im Moment wirds immer schlimmer. Jeden Tag ein bisschen mehr...
liebes, was sind denn das für seltsamgeschichten?
ich meine das gerichtsverfahren, das dann zwar so
doch nicht stattfand, aber vorweggenommen nicht
so klang, als würdest du es dir aus den fingern saugen.
okay, ich bin therapie-dau - zumindest, was jene
offizielle version betrifft,
aber gerade deswegen mutet mich solches szenario
mehr als nur bisschen bizarr und menschenverachtend an.
bitte fühl dich nicht gedrängt -
brauchst selbstverständlich dazu gar nichts sagen,
wenn du nicht magst.
aber weißte, ich bin nicht wegen nichts so misstrauisch -
und frage mich nicht zum ersten mal, was das
für leute sind, die therapie als machtspiel verstehen.
übrigens gibt es sehr viele menschen,
die sich nirgendwo sicher fühlen.
de facto ist es sowieso keiner -
was gleichermaßen beunruhigend wie beruhigend ist.
jedoch nicht bedeutet,
dass empfundene wärme weniger wertvoll ist
oder gar verunglimpft werden darf.
und ansonsten glaube ich sehr wohl,
dass du vorwärts kommst -
allerdings nicht, dass du das den therapien verdankst,
sondern dir selbst.
ich umarme dich ganz herzlich
und schick dir grade mal energiestoß rüber -
in der hoffnung, dass er an der opferburg rüttelt.
ja, ich weiß, was es heißt, sich stundenlang
nicht bewegen zu können. und wie schwer es ist,
mit sich frieden zu schließen,
wenn man darauf geeicht wurde,
gegen sich krieg zu führen.
aber auch, dass friedensprozess stattfindet und wirkt -
sogar dann, wenn es sich ganz anders anfühlt.
irgendwann wachst du auf und merkst,
dass die wirklichkeit viel schöner und leichter ist,
als das, was du für sie gehalten hast.
Mein liebes Schwesterlein,
ich hab mich noch nie zu irgendetwas von dir gedrängt gefühlt :-)
Ich bin noch immer ziemlich durch den Wind heute. Mal hab ich das Gefühl, es wird ein bisschen besser und dann wieder gar nicht. Es ist alles genau so durcheinander wie ich selber bin, dabei bin ich mir fast sicher, dass es durch andere Augen als die meinen betrachtet gar nicht so verwirrend sein wird...
Ich habe gestern in Münster mal versucht, mit einem lieben Mitpatienten, besagtem Herrn B., darüber zu sprechen. Er fand mich sehr durcheinander und konfus und meinte, dass er mich so in den knapp 10 Wochen nie erlebt hat.
Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich zusammenhängende Dinge über die Lippen bekam...
Wie ist das bei dir mit der Sicherheit? Fühlst du dich sicher? Und wo? Und in welchen Situationen? Kennst du diese Suche auch?
Stimmt wohl, wirklich sicher kann man nie sein, aber sich zumindest sicher und geborgen fühlen, das ist schon mehr als genug. Nur dieses Gefühl zu haben, verstehst du?
Was das vorwärtskommen angeht, hab ich im Moment, ich mache beides gleichzeitig. Ich gehe nicht nur vorwärts oder rückwärts, ich renne dazwischen irgendwie die ganze Zeit hin und her. Vielleicht strengt auch das so sehr an...?!
Den Rest der Geschichte, also was die "Gerichtsverhandlung" und die Vorgeschichte angeht, würd ich dir sehr gerne erzählen, mag es allerdings hier im Bloghäuschen nicht schreiben. Einmal weil ich befürchte, dass das Geschriebene noch konfuser klingt, als das Gesprochene und zum andern weil es einfach zu persönlich ist, um es in die "Öffentlichkeit" zu packen. Man weiß ja nie, wer hier noch so alles reinschneit von den Leuten aus meinem näherem Umfeld... manche von ihnen müssen nicht alles wissen, you know?!
Ganz feste Umarmung schick ich dir und bedanke mich sehr für den Energiestoß :-)
ja, ist nicht ganz zu übersehen, dass dich der wind derzeit beutelt. *schmunzel* aber da er mich auch schon diverse male zerzausend am wickel hatte, seh ich das ganz gelassen - was freiluftfähig wachsen will, wird halt geschüttelt.
versteh ich gut, dass du in aktueller situation lieber zurückhältst. besser ist das, solange man mit böen kämpft. wir finden zusammen, und damit findet sich gelegenheit zu offenem plaudern.
derweil blubber ich dir einfach von mir. da zaust der wind zwar auch noch hie und da heftig, aber längst nicht mehr so wie er es lange zeit deftigst tat.
du fragst, wie das bei mir ist, mit der empfundenen sicherheit. oh herzchen, da fragste genau die richtige ..... verzeih meine flapsigkeit, aber die kommt nicht einfach so daher, sondern ist redlich erarbeitet. soll heißen, angst ist ziemlich großes lebensthema in meinem dasein. immer schon gewesen. ganz besonders jene paralysierende angst, die man kaum zu fassen kriegt. seltsamerweise hat es kaum je einer mitgekriegt, was daran liegt, dass ich von klein auf gewohnt bin, sie irgendwie zu händeln, koste es, was es wolle. das bewirkte lange zeit ziemlich ausgeprägte zwiespaltung - einerseits im außen auffallend stark und zuversichtlich, innerlich aber dabei häufig einfach nur lämmerschwänzchen.
bis vor etwa vier jahren konnte ich sie ganz gut verwalten. soll heißen, ich hatte sie so im griff, dass das außen funktionierte. aber dann passierte etwas, das meine welt grundlegend änderte. ab da war ich nur noch spielball im wind. und weit und breit kein halt, der welcher gewesen wäre. als ich dachte, der sturm hätte schon maximalstärke, war mir nicht klar, dass er a) noch einiges potential im sack hatte und b) keinesfalls so kurzfristig war, wie ich mir aus tiefstem herzen wünschte.
es ist unglaublich, was einem alles widerfahren kann, wenn man sich schon randvoll glaubt. als würd mich das leben für endzeittripp in sibirien trainieren wollen, folgte ein einschlag nach dem anderen. angstattacken waren fester begleiter. und am schlimmsten sprich verunsicherndsten die erkenntnis, dass es keine externe lösung dafür gab. alles, was mein leben auf den kopf stellte, hatte seinen ausgang in mir und fiel zuverlässig wie bumerang mit kraftverstärker auf mich zurück. ganz übel, wenn man das erkennt, aber nichts dagegen tun kann - zumindest nicht wirkungsvoll für die momente, da es einen immer wieder umhaut.
es gab streckenabschnitte - durchaus längere - da konnte ich nur noch denken: ich will leben. brücken zum alten dasein hatte ich fast alle abgebrochen. frühere freunde, die mir gern geholfen hätten, waren hilflos. darum brach ich den kontakt zu den meisten ab. erst jetzt knüpfe ich den ein oder anderen faden wieder neu an. vorher ging einfach nicht, weil ich mich außerstande fühlte, ihre hilflosigkeit aufzufangen. helfen konnten sie mir eh nicht. natürlich wird immer gesagt: aussprechen hilft. stimmt auch. aber es gibt eine schwelle, jenseits derer man nichts mehr sagen kann, weil man schlichtweg keine worte für das findet, was einen bewegt.
schriftlich ging es noch am ehesten. weshalb ich unglaublich viel schrieb in den letzten jahren. aufschreiben und angucken war der einzige weg, auf dem ich den angstberg verstehen lernen konnte. manchmal ging auch das nicht, weil ich keine worte fand. dann machte ich bilder. beides half mehr als alles andere beim bewältigen verborgener altlasten. es gab außerdem noch zwei menschen, denen ich wirklich vertraute. sie waren da - die ganze zeit. und dieses wissen half ebenfalls. durchgehen musste ich trotzdem allein.
seit letztem jahr wird der boden unter mir langsam spürbar fester. zwar ruckelts immer noch hie und da heftig, aber damit lässt sich leben. ich hatte immer das bild von dem frosch im milchkrug vor augen, obschon die zweifel manchmal überhand gewannen. meine milch wollte und wollte einfach nicht dick werden.
rückblickend stelle ich fest, dass sie in dem moment zu gerinnen begann, als ich alle fremderwartung abschüttelte, weil mir endgültig bewusst wurde, dass von außen keine hilfe kommen wird. real hatte ich das schon lange vorher getan, aber durch die vielschreiberei virtuelle fesseln geschaffen. noch mehr bumerangs. man kommt einfach nicht an sich vorbei, ganz egal, wie raffiniert man die hoffnungsseile ins außen spannt und tarnt. das letzte dbzgl. seil kappte ich, als du nach münster aufbrachst. und siehe da, dank langem weg und vielen einschlagserfahrungen vorab, fiel es richtig leicht. war für mich erstaunliche und bestätigende erfahrung zugleich.
wie ist es heute? ein bisschen so, wie der besucher schneck es gestern abend bei mir kommentierte. ich steh auf einer offen wiese, über die der wind mal mehr mal weniger pustet. und weißt du was? jeden tag wird mir auf's neue bewusst, dass ich zu den wenigen menschen gehöre, die aufgrund ihres weges nicht mehr davor weglaufen, allein auf einer wiese zu stehen. jeder steht auf solcher - alle vermeintliche sicherheit ist nur temporär und zumeist pure illusion. ich steh auf meiner wiese und manchmal zerreißt mich fast die sehnsucht nach schutz und sicherheit. doch diese momente kommen und gehen wieder. mittlerweile tanze ich dort viel öfter, als dass ich vor angst zittere.
schau, ich lebe ganz auf mich selbst gestellt am rande dieser gigantischen, mir immer noch fremden stadt. meine materielle situation lässt mich den geiern immer grade so vorm schnabel entkommen. manchmal auch nicht, dann verlier ich eben wieder bisschen was. insofern besteht nach wie vor eher abwärts- als aufwärtstrend. klamotten wachsen nicht nach, leider. für viele menschen, die ich kenne, wäre solches leben absolute hölle. aber das liegt nur daran, dass sie das inferno noch nicht durchwandert haben.
ich bin heute glücklicher, als ich in vielen jahren war. nicht nur in den letzten vier. die milch trägt noch nicht, aber sie verfestigt sich gaaaanz langsam. und viel wichtiger noch: das schenkt kraft und zuversicht. natürlich kann jederzeit was schlimmes passieren - dann bin ich echt am arsch. aber das gilt für alle menschen. ausnahmslos. tatsächlich stelle ich fest, dass ich aufgrund des erlebten sehr tief in mir ruhe. einen schritt vor den anderen tun ist zur zweiten natur geworden. manchmal sinds ganz kleine - auch okay.
noch eine wichtige erkenntnis: ich lasse nichts mehr zu, das mir richtig weh tut. genau daran hats nämlich in all der zeit am meisten gekrankt. was hab ich mir für schuhe angezogen! mind. 3 nummern zu klein und ganz und gar nicht meine. für die hielt ich sie nur, weil ich mir einreden ließ, sie seien mir bestimmt und würden schon passen, wenn ich sie nur lange und anhaltend genug trage. hat nur blutige füße gegeben - und im nachhinein wertvolle erfahrung. ich will sowas nicht mehr, denn meine sehnsucht spricht ganz andere sprache. die weiß genau, was mir gut tut und was nicht. und das suche und pflege ich nach besten kräften.
ich kann nicht sagen, was passiert wäre, wenn ich mich in akutzeit angeblichen seelenhelfern anheimgestellt hätte. als ich sie am dringendsten brauchte, sprengte meine lebensintensität und damit einhergehendes wissen schon alles, was sie mir hätten antworten können. das plus die gefahr, mich fremdbestimmenden machtgelüsten auszuliefern, hielt mich immer davon ab. und ich hab noch von keinem fall gehört, der mich zu anderer einschätzung bewegen könnte. sie sind leidgeier - wo man ihrer einschätzung nach nicht genügend leid auspackt, sorgen sie dafür, dass man noch mehr davon erlebt. nein, unter heilung und erstarkendem wachsen stell ich mir ganz ganz anderes vor, als das. nämlich stressabbau mithilfe guttuender entspannung und bestärkung. jeder von uns trägt die sehnsucht nach heilwerden in sich - die muss man nicht erst einpflanzen, indem man würde und selbst sabotiert. dieses prinzip gehört überholter medizin an, als man aderlass noch für unumgänglich hielt. darüber sind damals wie heute nicht wenige gestorben.
ja, ich denke, dass fremdbestimmung ein ganz wesentliches übel ist, das einen am heilwerden hindert oder doch zumindest sehr stark ausbremst. statt sich verzweifelt selbst zu richten, tut man gut daran, die fremden schuhe dort zu parken, wo sie eigentlich hingehören. dann heilen die füße und sind tragfähig für's eigene.
so, lange genug. ach, eins noch. wann ich sicherheit empfinde? überall dort, wo ich mich positiv spüre. das kann unter menschen sein, die mir gut tun - nicht zuletzt, weil ich ihnen gut tue, aber auch allein in sehr unwirtlicher umgebung. in jedem moment, da mir bewusst ist, wie sehr ich lebe und dass ich selbst diesen augenblick gestalten kann, fühle ich mich aufgehoben.
puuh, mal wieder ausgiebigst. ;o) liebes, ich drück dich warm an meine möpse - da schlägt nämlich zuversichtliches herz drunter. und freu mich schon so auf dich, ganz egal, wann du kommst - wenn du da bist, bist du da. :o))
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Eben kam ich aus Münster heim und ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass da nix mehr ist mit Fassade. Zur Abwechslung seh ich mal so beschissen aus, wie ich mich fühle. Eine leichenblasse Jenny starrte mir entgegen, mit roter Nase und mit verquollenen, toten Augen, die heute und gestern Abend mehr geweint haben, als ich mir je vorstellen konnte... Nacht, Morgen, Tag, Abend und die nächste Nacht steht mir bevor.
Ich will heute nichts anderes mehr, als mir die doppelte Dröhnung Taxilan in den Rachen schieben, vergessenvergessenvergessen, wie tot ins Bett fallen und schlafenschlafenschlafen. Wenn ich könnte, würde ich mein komplettes Leben verschlafen.
Und als wär das alles, was mir eh schon über den Kopf wächst, nicht genug, dissoziiere ich schon den ganzen Tag über lustig vor mich hin - heute Morgen in der ATW, heute Mittag in Münster in der Skillgruppe, heute Nachmittag, heute Abend... über drei Stunden traute ich mich nicht, in mein Auto zu steigen und von Münster nach Hause zu fahren. Einmal weil ich mich wie gelähmt fühlte und weil ich Angst hatte, in so einen Zustand auf der Autobahn zu geraten.
Ich dachte, ich käme vorwärts mit den ganzen Therapien, aber das war ein Trugschluss. Im Moment wirds immer schlimmer. Jeden Tag ein bisschen mehr...
ich meine das gerichtsverfahren, das dann zwar so
doch nicht stattfand, aber vorweggenommen nicht
so klang, als würdest du es dir aus den fingern saugen.
okay, ich bin therapie-dau - zumindest, was jene
offizielle version betrifft,
aber gerade deswegen mutet mich solches szenario
mehr als nur bisschen bizarr und menschenverachtend an.
bitte fühl dich nicht gedrängt -
brauchst selbstverständlich dazu gar nichts sagen,
wenn du nicht magst.
aber weißte, ich bin nicht wegen nichts so misstrauisch -
und frage mich nicht zum ersten mal, was das
für leute sind, die therapie als machtspiel verstehen.
übrigens gibt es sehr viele menschen,
die sich nirgendwo sicher fühlen.
de facto ist es sowieso keiner -
was gleichermaßen beunruhigend wie beruhigend ist.
jedoch nicht bedeutet,
dass empfundene wärme weniger wertvoll ist
oder gar verunglimpft werden darf.
und ansonsten glaube ich sehr wohl,
dass du vorwärts kommst -
allerdings nicht, dass du das den therapien verdankst,
sondern dir selbst.
ich umarme dich ganz herzlich
und schick dir grade mal energiestoß rüber -
in der hoffnung, dass er an der opferburg rüttelt.
ja, ich weiß, was es heißt, sich stundenlang
nicht bewegen zu können. und wie schwer es ist,
mit sich frieden zu schließen,
wenn man darauf geeicht wurde,
gegen sich krieg zu führen.
aber auch, dass friedensprozess stattfindet und wirkt -
sogar dann, wenn es sich ganz anders anfühlt.
irgendwann wachst du auf und merkst,
dass die wirklichkeit viel schöner und leichter ist,
als das, was du für sie gehalten hast.
schwestergruß und -kuss!
ich hab mich noch nie zu irgendetwas von dir gedrängt gefühlt :-)
Ich bin noch immer ziemlich durch den Wind heute. Mal hab ich das Gefühl, es wird ein bisschen besser und dann wieder gar nicht. Es ist alles genau so durcheinander wie ich selber bin, dabei bin ich mir fast sicher, dass es durch andere Augen als die meinen betrachtet gar nicht so verwirrend sein wird...
Ich habe gestern in Münster mal versucht, mit einem lieben Mitpatienten, besagtem Herrn B., darüber zu sprechen. Er fand mich sehr durcheinander und konfus und meinte, dass er mich so in den knapp 10 Wochen nie erlebt hat.
Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich zusammenhängende Dinge über die Lippen bekam...
Wie ist das bei dir mit der Sicherheit? Fühlst du dich sicher? Und wo? Und in welchen Situationen? Kennst du diese Suche auch?
Stimmt wohl, wirklich sicher kann man nie sein, aber sich zumindest sicher und geborgen fühlen, das ist schon mehr als genug. Nur dieses Gefühl zu haben, verstehst du?
Was das vorwärtskommen angeht, hab ich im Moment, ich mache beides gleichzeitig. Ich gehe nicht nur vorwärts oder rückwärts, ich renne dazwischen irgendwie die ganze Zeit hin und her. Vielleicht strengt auch das so sehr an...?!
Den Rest der Geschichte, also was die "Gerichtsverhandlung" und die Vorgeschichte angeht, würd ich dir sehr gerne erzählen, mag es allerdings hier im Bloghäuschen nicht schreiben. Einmal weil ich befürchte, dass das Geschriebene noch konfuser klingt, als das Gesprochene und zum andern weil es einfach zu persönlich ist, um es in die "Öffentlichkeit" zu packen. Man weiß ja nie, wer hier noch so alles reinschneit von den Leuten aus meinem näherem Umfeld... manche von ihnen müssen nicht alles wissen, you know?!
Ganz feste Umarmung schick ich dir und bedanke mich sehr für den Energiestoß :-)
versteh ich gut, dass du in aktueller situation lieber zurückhältst. besser ist das, solange man mit böen kämpft. wir finden zusammen, und damit findet sich gelegenheit zu offenem plaudern.
derweil blubber ich dir einfach von mir. da zaust der wind zwar auch noch hie und da heftig, aber längst nicht mehr so wie er es lange zeit deftigst tat.
du fragst, wie das bei mir ist, mit der empfundenen sicherheit. oh herzchen, da fragste genau die richtige ..... verzeih meine flapsigkeit, aber die kommt nicht einfach so daher, sondern ist redlich erarbeitet. soll heißen, angst ist ziemlich großes lebensthema in meinem dasein. immer schon gewesen. ganz besonders jene paralysierende angst, die man kaum zu fassen kriegt. seltsamerweise hat es kaum je einer mitgekriegt, was daran liegt, dass ich von klein auf gewohnt bin, sie irgendwie zu händeln, koste es, was es wolle. das bewirkte lange zeit ziemlich ausgeprägte zwiespaltung - einerseits im außen auffallend stark und zuversichtlich, innerlich aber dabei häufig einfach nur lämmerschwänzchen.
bis vor etwa vier jahren konnte ich sie ganz gut verwalten. soll heißen, ich hatte sie so im griff, dass das außen funktionierte. aber dann passierte etwas, das meine welt grundlegend änderte. ab da war ich nur noch spielball im wind. und weit und breit kein halt, der welcher gewesen wäre. als ich dachte, der sturm hätte schon maximalstärke, war mir nicht klar, dass er a) noch einiges potential im sack hatte und b) keinesfalls so kurzfristig war, wie ich mir aus tiefstem herzen wünschte.
es ist unglaublich, was einem alles widerfahren kann, wenn man sich schon randvoll glaubt. als würd mich das leben für endzeittripp in sibirien trainieren wollen, folgte ein einschlag nach dem anderen. angstattacken waren fester begleiter. und am schlimmsten sprich verunsicherndsten die erkenntnis, dass es keine externe lösung dafür gab. alles, was mein leben auf den kopf stellte, hatte seinen ausgang in mir und fiel zuverlässig wie bumerang mit kraftverstärker auf mich zurück. ganz übel, wenn man das erkennt, aber nichts dagegen tun kann - zumindest nicht wirkungsvoll für die momente, da es einen immer wieder umhaut.
es gab streckenabschnitte - durchaus längere - da konnte ich nur noch denken: ich will leben. brücken zum alten dasein hatte ich fast alle abgebrochen. frühere freunde, die mir gern geholfen hätten, waren hilflos. darum brach ich den kontakt zu den meisten ab. erst jetzt knüpfe ich den ein oder anderen faden wieder neu an. vorher ging einfach nicht, weil ich mich außerstande fühlte, ihre hilflosigkeit aufzufangen. helfen konnten sie mir eh nicht. natürlich wird immer gesagt: aussprechen hilft. stimmt auch. aber es gibt eine schwelle, jenseits derer man nichts mehr sagen kann, weil man schlichtweg keine worte für das findet, was einen bewegt.
schriftlich ging es noch am ehesten. weshalb ich unglaublich viel schrieb in den letzten jahren. aufschreiben und angucken war der einzige weg, auf dem ich den angstberg verstehen lernen konnte. manchmal ging auch das nicht, weil ich keine worte fand. dann machte ich bilder. beides half mehr als alles andere beim bewältigen verborgener altlasten. es gab außerdem noch zwei menschen, denen ich wirklich vertraute. sie waren da - die ganze zeit. und dieses wissen half ebenfalls. durchgehen musste ich trotzdem allein.
seit letztem jahr wird der boden unter mir langsam spürbar fester. zwar ruckelts immer noch hie und da heftig, aber damit lässt sich leben. ich hatte immer das bild von dem frosch im milchkrug vor augen, obschon die zweifel manchmal überhand gewannen. meine milch wollte und wollte einfach nicht dick werden.
rückblickend stelle ich fest, dass sie in dem moment zu gerinnen begann, als ich alle fremderwartung abschüttelte, weil mir endgültig bewusst wurde, dass von außen keine hilfe kommen wird. real hatte ich das schon lange vorher getan, aber durch die vielschreiberei virtuelle fesseln geschaffen. noch mehr bumerangs. man kommt einfach nicht an sich vorbei, ganz egal, wie raffiniert man die hoffnungsseile ins außen spannt und tarnt. das letzte dbzgl. seil kappte ich, als du nach münster aufbrachst. und siehe da, dank langem weg und vielen einschlagserfahrungen vorab, fiel es richtig leicht. war für mich erstaunliche und bestätigende erfahrung zugleich.
wie ist es heute? ein bisschen so, wie der besucher schneck es gestern abend bei mir kommentierte. ich steh auf einer offen wiese, über die der wind mal mehr mal weniger pustet. und weißt du was? jeden tag wird mir auf's neue bewusst, dass ich zu den wenigen menschen gehöre, die aufgrund ihres weges nicht mehr davor weglaufen, allein auf einer wiese zu stehen. jeder steht auf solcher - alle vermeintliche sicherheit ist nur temporär und zumeist pure illusion. ich steh auf meiner wiese und manchmal zerreißt mich fast die sehnsucht nach schutz und sicherheit. doch diese momente kommen und gehen wieder. mittlerweile tanze ich dort viel öfter, als dass ich vor angst zittere.
schau, ich lebe ganz auf mich selbst gestellt am rande dieser gigantischen, mir immer noch fremden stadt. meine materielle situation lässt mich den geiern immer grade so vorm schnabel entkommen. manchmal auch nicht, dann verlier ich eben wieder bisschen was. insofern besteht nach wie vor eher abwärts- als aufwärtstrend. klamotten wachsen nicht nach, leider. für viele menschen, die ich kenne, wäre solches leben absolute hölle. aber das liegt nur daran, dass sie das inferno noch nicht durchwandert haben.
ich bin heute glücklicher, als ich in vielen jahren war. nicht nur in den letzten vier. die milch trägt noch nicht, aber sie verfestigt sich gaaaanz langsam. und viel wichtiger noch: das schenkt kraft und zuversicht. natürlich kann jederzeit was schlimmes passieren - dann bin ich echt am arsch. aber das gilt für alle menschen. ausnahmslos. tatsächlich stelle ich fest, dass ich aufgrund des erlebten sehr tief in mir ruhe. einen schritt vor den anderen tun ist zur zweiten natur geworden. manchmal sinds ganz kleine - auch okay.
noch eine wichtige erkenntnis: ich lasse nichts mehr zu, das mir richtig weh tut. genau daran hats nämlich in all der zeit am meisten gekrankt. was hab ich mir für schuhe angezogen! mind. 3 nummern zu klein und ganz und gar nicht meine. für die hielt ich sie nur, weil ich mir einreden ließ, sie seien mir bestimmt und würden schon passen, wenn ich sie nur lange und anhaltend genug trage. hat nur blutige füße gegeben - und im nachhinein wertvolle erfahrung. ich will sowas nicht mehr, denn meine sehnsucht spricht ganz andere sprache. die weiß genau, was mir gut tut und was nicht. und das suche und pflege ich nach besten kräften.
ich kann nicht sagen, was passiert wäre, wenn ich mich in akutzeit angeblichen seelenhelfern anheimgestellt hätte. als ich sie am dringendsten brauchte, sprengte meine lebensintensität und damit einhergehendes wissen schon alles, was sie mir hätten antworten können. das plus die gefahr, mich fremdbestimmenden machtgelüsten auszuliefern, hielt mich immer davon ab. und ich hab noch von keinem fall gehört, der mich zu anderer einschätzung bewegen könnte. sie sind leidgeier - wo man ihrer einschätzung nach nicht genügend leid auspackt, sorgen sie dafür, dass man noch mehr davon erlebt. nein, unter heilung und erstarkendem wachsen stell ich mir ganz ganz anderes vor, als das. nämlich stressabbau mithilfe guttuender entspannung und bestärkung. jeder von uns trägt die sehnsucht nach heilwerden in sich - die muss man nicht erst einpflanzen, indem man würde und selbst sabotiert. dieses prinzip gehört überholter medizin an, als man aderlass noch für unumgänglich hielt. darüber sind damals wie heute nicht wenige gestorben.
ja, ich denke, dass fremdbestimmung ein ganz wesentliches übel ist, das einen am heilwerden hindert oder doch zumindest sehr stark ausbremst. statt sich verzweifelt selbst zu richten, tut man gut daran, die fremden schuhe dort zu parken, wo sie eigentlich hingehören. dann heilen die füße und sind tragfähig für's eigene.
so, lange genug. ach, eins noch. wann ich sicherheit empfinde? überall dort, wo ich mich positiv spüre. das kann unter menschen sein, die mir gut tun - nicht zuletzt, weil ich ihnen gut tue, aber auch allein in sehr unwirtlicher umgebung. in jedem moment, da mir bewusst ist, wie sehr ich lebe und dass ich selbst diesen augenblick gestalten kann, fühle ich mich aufgehoben.
puuh, mal wieder ausgiebigst. ;o) liebes, ich drück dich warm an meine möpse - da schlägt nämlich zuversichtliches herz drunter. und freu mich schon so auf dich, ganz egal, wann du kommst - wenn du da bist, bist du da. :o))